Der größte Vorteil von Open Access liegt bereits in seiner Definition: Wissenschaftliche Publikationen sind frei lizenziert und somit direkt sowie kostenfrei zugänglich. Das bedeutet, dass die Inhalte nicht nur für Wissenschaftler:innen, sondern auch für Studierende, Praktiker:innen und alle interessierten Personen zugänglich sind. Open Access ermöglicht eine breitere Nutzung und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse, da die Publikationen ohne Barrieren für alle verfügbar sind. Für Autor:innen bietet Open Access zudem den Vorteil einer höheren Sichtbarkeit und Zitierfähigkeit, da ihre Arbeiten leichter gefunden werden können, etwa durch Suchmaschinen, was zu einer besseren Auffindbarkeit und langfristigen Verfügbarkeit ihrer Werke führt.
Ein weiterer Vorteil von Open Access ist die Förderung von Transparenz und eine breitere Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen Ressourcen. Dadurch wird nicht nur die Qualität der wissenschaftlichen Kommunikation verbessert, sondern auch die Möglichkeit zur Zusammenarbeit und zum Wissensaustausch erweitert.
Trotz der klaren Vorteile gibt es bei Open Access auch Herausforderungen. Eine der größten Fragen ist die Finanzierung der Kosten, die mit der Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten verbunden sind. Diese beinhalten unter anderem Dienstleistungen zur Qualitätssicherung, Peer Review und Veröffentlichung. Die Verteilung der Kosten für diese Dienstleistungen ist ein zentrales Thema, da viele Institutionen und Forscher:innen auf Open-Access-Publikationen angewiesen sind, aber nicht immer über die nötigen Ressourcen oder das Know-how verfügen, um diese Prozesse effektiv zu managen.
Ein weiteres Problem stellt die rechtliche Unsicherheit dar, insbesondere hinsichtlich der Lizenzierung von Inhalten und der Nutzung von Open-Access-Publikationen. Es gibt weiterhin Unsicherheiten bei der Anwendung und Gestaltung von Lizenzen, die oft sowohl für Autor:innen als auch für Verlage eine Herausforderung darstellen.
Ein weiteres ernsthaftes Problem, das mit der zunehmenden Transformation hin zu Open Access einhergeht, ist die wachsende Kontrolle des wissenschaftlichen Publikationssystems durch einige wenige große internationale Konzerne. Diese Konzerne üben zunehmend Einfluss auf den wissenschaftlichen Publikationsmarkt aus, was zu steigenden Kosten für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten führt. Diese Entwicklung widerspricht den Idealen einer offenen und unabhängigen Wissenschaft, da sie zu Abhängigkeiten und Intransparenz führt. Zudem entstehen datenschutzrechtliche Bedenken durch das zunehmende Tracking von wissenschaftlichen Aktivitäten durch diese großen Unternehmen.
Bei der Veranstaltung „Digitales Publizieren und die Qualitätsfrage – Wege für Open Access in den Geisteswissenschaften“ am 31. März 2022 in Essen stellte Gerhard Lauer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) die Problematik der Transformation von Wissenschaftsverlagen hin zu Großkonzernen mit einem Fokus auf Daten und Datentracking vor. In seiner Keynote „Vom Maxwell’schen Modell zum Science Tracking: Entwicklungen des wissenschaftlichen Publizierens und seine Folgen“ thematisierte er die Auswirkungen dieser Entwicklung auf das wissenschaftliche Publikationswesen und die darin entstehenden Probleme.
In der Diskussion wurden verschiedene Handlungsmöglichkeiten erörtert, wie zum Beispiel die verstärkte Nutzung von Big Data in der Wissenschaft, die Schaffung transparenter Leistungsmetriken sowie die Förderung von Positivbeispielen aus dem Bereich der scholar-led Initiativen und fair arbeitenden Wissenschaftsverlagen. Diese Initiativen setzen auf transparente, ethische und faire Modelle des Publizierens und bieten so eine Alternative zu den etablierten Großkonzernen.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch die Bedeutung der Förderung von fairen und transparenten Publikationsmodellen betont, die sich stärker an den Interessen von Autor:innen und der Wissenschaftsgemeinschaft orientieren. Diese alternativen Modelle könnten helfen, die Herausforderungen der gegenwärtigen Open-Access-Landschaft zu überwinden und eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft für wissenschaftliche Veröffentlichungen zu schaffen.
Die Diskussionen und die Keynote von Gerhard Lauer können auf der Veranstaltungsplattform nachverfolgt werden, und auch auf dem interaktiven Miro-Board können weiterhin Kommentare und Gedanken hinterlassen werden.